Mevlevi Derwisch-Orden­
­in der Türkei

  • Am 30. November 1925 wurden in der Türkei sämtliche Derwisch-Orden per Dekret verboten mit sofortiger Schließung aller Klöster.

  • Seit den 1990er Jahren erfährt der Sufi-Orden der Mevlevi, der sich auf Mevlânâ Dschalāl ad-Dīn Rūmī bezieht, eine Wiederbelebung, unterstützt vom türkischen Ministerium für Kultur und Tourismus.

  • An historischen Orten des früheren, bis heute verbotenen Ordens, finden heute wieder Semas (Derwisch-Rituale, Drehtänze) statt, z.B. in Konya, Ort des Rumi-Grabes, in Afyon in der Afyonkarahisar Mevlevîhânesi, in Eskişehir in der Eskişehir Mevlevîhânesi, wie auch in Istanbul in der Galata Mevlevîhânesi und der Yenikapı Mevlevîhânesi.

  • Die Derwisch-Klöster wurden zu Museen umgestaltet, sie können, ebenso wie das Drehritual, besichtigt werden.
  • 1996 Gründung der „Internationalen Mevlana Stiftung“ in Istanbul mit Sitz in Konya. Derzeitiger Vorsitzender: Sheikh Fâruk Çelebi Efendi, ein direkter Nachfahre von Rumi.

Gemälde vor 1925 eines Mukabele-Rituals mit Musikern und den Gräbern der verstorbenen Sheikhs.

Gemälde eines Mukabele-Rituals vor 1925, Im Vordergrund die Musiker, gegenüber dem Sheikh und dem Tanzlehrer, links die Sarkophage der Sheikhs des Ordens.

Derwische, Türkei, vor 1925

Derwische in der Türkei vor 1925

Sheikh Münir Çelebi

Sheikh Münir Çelebi 1969
(aufgenommen 1969)

Sheikh Münir Çelebi, dem die Semahane im Klangraum 21 in Ebertsheim gewidmet ist, erhielt den Auftrag, die Tradition der Mevlevi-Derwische an Interessierte weiterzugeben. Er entsandte seinen Schüler Sheikh Resûhî Baykara 1963 nach London.

Im Sinne der Philosophie von Rumi sind alle Menschen, frei von jeglicher Ideologie, Frauen wie Männer eingeladen, die Drehmeditation zu erlernen.

Sheikh Resûhî Baykara

Sheikh Resûhî Baykara 1966
(aufgenommen 1962 in der Galata Tekke, Istanbul)

Maria-Gabriele Wosien

  • 1965 Unterricht in der Drehmeditation in der „Study Society“, London, 1966 bei Sheikh Resûhî Baykara (1913-1989), dessen Vater der letzte Sheikh der Yenikapı Mevlevîhânesi in Istanbul, war.

  • 1966 weiterführende Begegnungen in Istanbul mit Sheikh Münir Çelebi (gest. 1972), letzter Sheikh der Sultan Dîvânî Mevlevîhânesi, Afyonkarahisar, und seinem Sohn Sıtkı Çelebi, direkte Nachfahren von Rumi. Die Gründung der Tekke in Afyonkarahisar im 14. Jh. war die erste außerhalb Konyas und hatte einige Frauen-Sheikhas in der Nachfolge. Die Sheikhs des Ordens waren mit den Sultanen verschwägert, einer ihrer ersten Sheikhs war der berühmte mystische Dichter Sultan Divani – in der Tekke in Afyonkarahisar der größte separate Sarkophag.

  • Von Resûhî Baykara erhielt Maria-Gabriele Wosien die Erlaubnis, die Technik des Drehens und das Drehritual weiterzugeben und zu unterrichten.
  • In dieser Nachfolge unterrichtet Maria-Gabriele Wosien auf Nachfrage Gruppen und Einzelpersonen an verschiedenen Orten der Welt. (z.B. Rosa de Nazaré Mevlevihane (Brasilien), Tekke Dervish Evpatoria (Krim), Mevlevi Semahane Ebertsheim, mit Seminaren in Berlin, Oslo, Salzburg, München, The Findhorn Foundation, u.a.)
Sheikh Resûhî Baykara (gemalt von John Hersey 1963)

Das Mukabele – (All die unsichtbaren Königreiche)

„Es ist so“, sagte er:
„Wenn wir drehen, drehen wir nicht für uns selbst, sondern für Gott.
Wenn wir auf diese Weise drehen, kann das Licht Gottes auf die Erde herunter kommen.
Wenn wir uns als Kanal begreifen, kommt das Licht durch die rechte Hand, und die linke Hand bringt es in die Welt.
Das ist das, was ihr im Westen „Alchemie“ nennt, denn, wenn wir uns in unserem Gebet zu Gott richtig konzentrieren, bringen wir das notwendige Opfer.
Auf diese Weise ist das Licht, das in sich vollkommene Ordnung enthält, in der Lage, auf die Erde durchzudringen.
Wir drehen für Gott und für die Welt, und es ist das Schönste, was man sich vorstellen kann.
Wenn wir zur Ruhe kommen und im Zustand des Gebets drehen, unser Selbst Gott hingeben, dann, wenn unsere Körper kreisen, gibt es einen völlig ruhigen Punkt in der Mitte.
In dem Wissen, dass es nur Ihn gibt, können wir das Universum rund um diesen Punkt erleben.
Der Himmel antwortet und alle unsichtbaren Königreiche tanzen mit…“
 
(Sheikh Resûhî Baykara, Mitte der 1960er Jahre)

Mukabele zur Eröffnung am 15. Juli 2019     (Gemälde von Burkhart Braunbehrens)

Am 15. Juli 2019 wurde die Mevlevi-Semahane Ebertsheim im Beisein von Sheikh Dino Alloni von der Mevlevihane Rosa de Nazaré (Brasilien) und Maria-Gabriele Wosien mit einem Mukabele (Drehtanzritual) eingeweiht, in Anwesenheit einer internationalen Gemeinschaft von an dieser Tradition Interessierten aus Brasilien, Schottland, Russland und Deutschland.

Die türkische Musikgruppe „Hosh Neva“ aus Mannheim mit dem Sänger Bora Uymaz aus Izmir bereicherte dieses besondere Ereignis.

Im Andenken an den von uns verehrten Sheikh Münir Celebi ist der Klangraum 21 seitdem ein Ort, an dem sich Himmel und Erde berühren und durch das weitere Ausüben der Drehmeditation diese Erinnerung bewahren und vertiefen wird.

„Komm, wer du auch seiest!
Wanderer, Anbeter, Liebhaber des Loslassens, komm.
Dies ist keine Karawane der Verzweiflung.
Auch wenn du deinen Eid tausendmal gebrochen hast,
komm und noch einmal: komm.“

Dschalāl ad-Dīn Rūmī

Dschalāl ad-Dīn Rūmī (1207 – 1273):

„Sei wie schmelzender Schnee:
Wasche dich selbst von dir selbst.
Lass Dich schweigend führen von dem,
was du wirklich liebst.
Es ist der Geist,
der den Körper in Bewegung versetzt und erhebt.
Der Geist weckt die Freude.
Sperrt man einen Vogel in den Käfig,
singt er vor Sehnsucht.
Genauso ist es mit der Seele des Menschen:
Lauschen wir dem Klang der Schöpfung,
dann bewegt sich unser Körper vor Sehnsucht:
Die Seele gehört zum Licht ihres Schöpfers
und will wieder hinaufsteigen
zu ihrem Ursprung.“